Wilhelm Haas "Vater" (23.8.1741-8.6.1800)
Biographie: Schriftgiesser, Unternehmer, Verleger; bedeutender Erfinder. Sein Vater Johann Wilhelm (1698-1764) war 1718 als Schriftschneider von Nürnberg nach Basel gekommen u. 1758 ins Basler Bürgerrecht aufgenommen worden. (Er war auch d. Schwiegervater des bekannten Kupferstechers Christian von Mechel.) Wilhelm (1741-1800), sein einziger Sohn u. ebenfalls Schriftschneider sowie Schriftgiesser, übernahm das Geschäft nach dem Tod des Vaters 1764. 1765 Heirat mit Anna Münch (1738-1816). Erwarb 1768 das Anwesen Zum hohen Eck (Leonhardstrasse 1 - umfasste das ganze Geviert zwischen Leonhardstrasse, Kohlenberg, Kanonengasse u. Steinengraben!) u. verlegte den Geschäftssitz dorthin, 1770 ferner die Schriftgiesserei von Johann Rudolf Pistorius II (1733-1809), womit er sein Schriftenmaterial stark erweitern konnte, u. 1774 (1773?) die Druckerei von Nicolaus Kölner (wobei er die Presse sogleich weiterveräusserte, da er auf seine selbstgebaute neue Presse setzen wollte). Der Aufbau einer eigenen Druckerei scheiterte jedoch zunächst am Widerstand der bisherigen Basler Drucker. (Daher lt. BBK alt Verkauf d. Einrichtung d. Kölnerschen Offizin an Johannes Schweighauser.) Assoziierte sich daher 1779 mit Johann Jakob Thurneysen IV (1754-1803), den er mit den neuen Haas'schen Druckpressen ausrüstete, u. der für ihn unter der Firma "J. Jac. Thurneysen der Jüngere gedruckt mit Haas'schen Schriften" o.ä. produzierte. Diese Sozietät löste sich 1786 - gemäss anderen Quellen infolge finanzieller Misserfolge bereits 1781 - wieder auf, als der gleichnamige einzige Sohn (1766-1838) von Wilhelm Haas im Alter von 20 Jahren Teilhaber wurde, eine eigene Druckerei einrichtete u. als Druckerherr anerkannt wurde; gedruckt wurde nun unter "Wilhelm Haas & Sohn". Der ältere Haas, seit 1782 Major im Artilleriekorps d. Landmiliz, zog sich 1791 zugunsten seines Sohnes ganz von der Leitung d. Offizin zurück u. widmete sich d. Politik u. ab 1799 d. Aufgabe als Generalinspektor d. helvet. Artillerie; leitete ab 1800 auch d. Zentralartillerieschule im ehemaligen Kloster St. Urban (LU), wo er kurz darauf starb.
Gilt als Pionier im Bereich des Stempelschnitts u. Schriftgusses; konstruierte 1772 d. erste eiserne Buchdruckerpresse weltweit u. erfand 1776 den typographischen Landkartensatz. Begabt auch als Mathematiker (Schüler von Daniel Bernoulli).
Wirkungszeit: 1774?-1791?
Standort(e) der Offizin: Leonhardsgraben (ab 1786; davor ohne eigene Druckerwerkstatt)
Motto: -
Vorgänger: Johann Rudolf Pistorius II (Schriftgiesserei)
Nachfolger: Wilhelm Haas Sohn
Kooperationen: 1779-1786 mit Johann Jakob Thurneysen IV, 1786-1791 mit Wilhelm Haas Sohn (Teilhaber)
Programmschwerpunkte: - (siehe bei Wilhelm Haas Sohn)
Produktion (noch nicht vollständig erfasst):
a) Liste aller bekannten Drucke
b) Exemplare der UB Basel
Literatur:
• Bruckner, Albert (Bearb.). - Schweizer Stempelschneider und Schriftgiesser : Geschichte des
Stempelschnittes und Schriftgusses in Basel und der übrigen Schweiz von ihren Anfängen bis zur
Gegenwart. - Basel : Benno Schwabe & Co., 1943, S. 78-129
• HLS (27/04/2006)
• Reichardt, Hans (Bearb.). - Chronik der Haas'schen Schriftgiesserei. - Frankfurt am Main, 2002
• Wanner, Gustav Adolf. - 400 Jahre Haas'sche Schriftgiesserei AG Münchenstein. - In: 400 Jahre
Haas 1580-1980, Bd. 1. - Basel : Haas'sche Schriftgiesserei, 1980