Officina Oporiniana
(Auch: Johannes Oporinus Nachfolger; nämlich: Hieronymus Gemusaeus (29.11.1543-7.9.1610), Polycarp Gemusaeus (1538-1572) und Balthasar Han (1541-1590))
Biographie: Johannes Oporinus, gest. 1568, hatte schon zu Lebzeiten auf Zureden seiner vierten Ehefrau, der jungen Witwe Faustina Amerbach, seine Buchdruckerei an zwei Basler verkauft, deren Namen er aber nicht nannte. Heitz/Bernoulli nennt die Brüder Hieronymus (1543-1610) und Polycarp Gemusaeus (1538-1572) sowie Balthasar Han (1541-1590) als Nachfolger Oporins. (Ausführlicher zu diesem Verkauf 1567/68 siehe: Steinmann, Oporinus, S. 113f.) Die drei Teilhaber führten Druckerei u. Verlag gemeinsam weiter, zum Teil mit Erwähnung ihrer eigenen Namen, meist aber einfach unter der Bezeichnung "Officina Oporiniana" samt Varianten, nach 1572 (Tod von P. Gemusaeus) auch unter "Typis Oporinianis" (v.a. Hochschulschriften).
Polycarp Gemusaeus (1538-1572) war ein Sohn des Arztes Hieronymus Gemusaeus (1505-1544) und der Sibylla Cratander (†1551), Tochter des Buchdruckers Andreas. Verheiratet lt. Stroux zunächst mit Christina Brillinger (i.e. Brylinger; 1541-1569), in zweiter Ehe mit Salome(a) Iselin (1547-1603). Erscheint 1563 - wohl als Verleger - zusammen mit Johannes Oporin im Impressum der "Locorum communium collectanea", 1566 allein in den "Canones quatuor methodi". 1567/68 kaufte er zusammen mit seinem Bruder Hieronymus und Balthasar Han die Buchdruckerei Oporins. Gemeinsam betrieben sie diese hauptsächlich unter der Bezeichnung "Officina Oporiniana". Nachdem Polycarp Gemusaeus 1572 starb, führten Hieronymus und Han die Druckerei weiter. (Quellen: BBK alt, Benzing).
Hieronymus Gemusaeus (1543-1610) war der zweite Sohn von Hieronymus Gemusaeus und Sibylla Cratander. Verheiratet lt. Benzing/Reske mit Christina, Tochter des Buchdruckers Nikolaus Brylinger. (Lt. Stroux dagegen d. erste Ehefrau Polycarps, während Dorothea Nüssli die Frau von Hieronymus war.) Kaufte 1567 (lt. Steinmann Anfang 1568) zusammen mit seinem Bruder Polycarp und Balthasar Han die Buchdruckerei Oporins (†1568). Führte nach dem Tod seiner Teilhaber P. Gemusaeus (1572) und Han (wohl Mitte 1590) den Betrieb allein weiter; druckte bis 1592 noch unter "Officina Oporiniana" und "Typis Oporinianis", danach bis 1594 hauptsächlich unter seinem eigenen Namen. Bis zu seinem Todesjahr 1610 noch als Verleger belegt. (Quellen: BBK alt, Benzing). (Druckte evtl. auch länger als bis 1594; cf. Impressa.)
Balthasar Han kam 1541 als Sohn des gleichnamigen Glasmalers (1505-1578) u. der Chrischona Einhorn zur Welt (DNB). Verheiratet mit Agnes, Tochter d. Bürgermeisters Lux Gebhart. Kaufte 1567 zusammen mit den Brüdern Hieronymus (geb. 1543) und Polycarp Gemusaeus (geb. 1538) die Buchdruckerei von Johannes Oporinus. Die neuen Besitzer führten den Betrieb gemeinsam, meist unter der Bezeichnung "Officina Oporiniana". Der letzte gemeinsame Druck von Hieronymus Gemusaeus und Balthasar Han scheint laut Reske Niklaus Vigels Constitutiones Carolinae Publicorum Iudicorum im Juli 1590 gewesen zu sein. Nachdem Han im selben Jahr verstorben war, führte Hieronymus Gemusaeus den Betrieb allein weiter.
Siehe auch unter Polycarp Gemusaeus.
Anmerkung: Es existieren auch Drucke aus dem Verlag Ludwig Königs (I) u. später seines Sohnes Emanuel d.Ä. mit der Druckermarke Oporins (Arion) u. ohne Angabe eines weiteren Druckers. Es ist denkbar, dass Ludwig König die Firma von den Erben Hieronymus Gemusaeus' - dieser war kinderlos geblieben - erworben hat, aber auch, dass er einfach das Druckerzeichen gelegentlich (als Buchschmuck?) benutzt hat. Weitere Untersuchungen zu dieser Frage sind abzuwarten.
Wirkungszeit: 1567/68-1610
Standort(e) der Offizin: Bisher nicht bekannt (Schönes Haus, Nadelberg 6?)
Druckermarke(n):
Motto: -
Vorgänger: Johannes Oporin
Nachfolger: -
Kooperationen: 1568 mit Paul Queck, Bartholomäus Franck sowie Sigmund Feyerabend (Frankfurt a.M.), 1569 mit Eusebius Episcopius, 1579/80 mit Leonhard Ostein, 1587 mit Claudius Mieg, 1593, 1595, 1599 u. 1604 mit Konrad von Waldkirch, Nicolaus Episcopius d.J. Erben sowie Johannes Gymnich III bzw. IV (Köln), 1596 mit Nicolaus Episcopius d.J. Erben, 1602, 1605 u. 1608 mit Konrad von Waldkirch, 1602 u. 1604 mit Ludwig König I
Programmschwerpunkte: Zunächst wissenschaftliche Werke verschiedener Fachrichtungen (v.a. Theologie, Recht, Medizin, Philosophie) sowie Kommentare zu diesen, ferner Grammatiken u. Chroniken; ab den 1580er Jahren in wachsendem Masse Hochschulschriften. Druckte vorwiegend in lat., z.T. in griech. u. dt. Sprache
Produktion:
a) Liste aller bekannten Drucke
b) Exemplare der UB Basel
Literatur:
• Benzing, 1982, S. 38f.
• Heitz/Bernoulli, 1895, S. 92ff.
• Reske, 2007, S. 78ff. u. 86