Johannes Oporinus (25.1.1507-6.7.1568)
(Auch: Oporin, Nucerianus, Herbst; eigentlicher Name: Herbster)

Biographie: Schweizer Gelehrter, Buchdrucker, Verleger u. Buchhändler; Prof. für Latein u. Griechisch an d. Univ. Basel.
Johannes Oporin(us) wurde 1507 als Sohn des Malers Hans Herbst(er) u. der Barbara Lupfart (auch: Lupfrid) in Basel geboren. Nach einem Studium in Strassburg Lehrer am Kloster St. Urban im Luzernischen, anschliessend an der Leonhardschule in Basel; arbeitete gleichzeitig als Korrektor für Johannes Froben. Studierte Hebräisch bei Thomas Platter d.Ä. und Jurisprudenz bei Bonifacius Amerbach; 1527 Famulus des Paracelsus. Ab 1536 wirkte er als Professor für griech. Sprache in Basel, gab aber dieses Amt 1542 ab.
Schon 1539 (BBK alt; Reske: um 1535) richtete Oporin eine Buchdruckerei ein, zuerst in einer Gesellschaft (Druckgemeinschaft) mit seinem Schwager Robert Winter, Thomas Platter und Balthasar Ruch (Lasius), die das Signet der Athene bzw. Minerva führte (bestand bis 1544), druckte aber nicht selbst. Das VD16 weist ihm zwar bereits für 1538 mit den Opera von Aristoteles seinen ersten Druck zu, doch soll es sich laut Reske dabei - wie bei allen Drucken vor 1542 - um ein reines Verlagswerk handeln; ansonsten war er wohl v.a. als Lektor tätig. Sein erster eigener Druck erschien im November dieses Jahres (Reske). Seine Druckerei (und Wohnung) hatte Oporin von 1559-1567 auf dem Nadelberg im Schönen Haus, einem Herwagen'schen Haus. Heiratete im März 1565 in dritter Ehe Elisabeth Hol(t)zach, die Witwe von Johannes Herwagen d.J., dessen Offizin er laut Benzing übernahm. (Sie ging später an Eusebius Episcopius.) Oporin starb im Sommer 1568, nachdem er gegen Ende 1567 seine Druckerei verkauft hatte (s. Streuber in: Beitr. zur vaterländ. Geschichte Bd. 3, S. 65, 1846; gemäss Reske, S. 79, erwähnt Oporin eine Verkaufsabsicht allerdings in einem Brief vom 15.1.1568. Auch weist das VD16 für 1568 noch einen Oporin-Druck nach, so dass die Werkstatt wohl Anfang dieses Jahres übergeben worden sein dürfte). Erworben wurde die Offizin von den Brüdern Polycarp und Hieronymus Gemusaeus und Balthasar Han d.Ä., die sie (bzw. der am längsten lebende Hieronymus Gemusaeus) vorwiegend unter Oporins Namen (Officina Oporiniana) bis um 1610 weiterführten. Oporin brachte nach neueren Erkenntnissen gegen 1000 Drucke als Drucker und/oder Verleger heraus (Quelle: BBK alt, ergänzt nach Benzing u. Reske).
Wirkungszeit: 1538-1568 (zunächst als Verleger in Gemeinschaft mit Robert Winter, Balthasar Lasius u. Thomas Platter d.Ä.; eigene Druckproduktion ab 1542)
Standort(e) der Offizin: Schönes Haus, Nadelberg 6
Druckermarke(n):
Motto: Invia virtuti nulla est via
Vorgänger: -
Nachfolger: Hieronymus Gemusaeus, Polycarp Gemusaeus und Balthasar Han (Officina Oporiniana)
Kooperationen: 1543-1561 mit Nicolaus Brylinger, 1559 mit Heinrich Petri und 1553 bzw. 1555 mit Johannes Herwagen d.Ä. Ferner 1560-1561 u. 1564 Zusammenarbeit mit Johannes Herwagen d.J., sowie bis 1566 mit dessen Erben (nachdem er die Witwe geheiratet hatte). Einzelne Drucke entstanden auch mit Eusebius Episcopius, Polycarp Gemusaeus, Nicolaus Episcopius d.J., Ambrosius und Aurelius Froben sowie Peter Perna. Ferner Druckaufträge an Jacob Kündig (Parcus), Bartholomäus Westheimer, Ludwig Lucius, Michael Martin Stella, Paul Queck, Bartholomäus Franck sowie Paul Messerschmidt in Strassburg, Matthias Apiarius in Bern, und andere
Programmschwerpunkte: Wissenschaftliche Werke verschiedener Fachrichtungen (u.a. Naturwissenschaften, Recht, Medizin), antike Literatur sowie Kommentare zu diesen. Druckte vorwiegend in lat. u. griech. Sprache
Produktion:
a) Liste aller bekannten Drucke
b) Exemplare der UB Basel
Literatur:
• Benzing, 1982, S. 38f.
• Heitz/Bernoulli, 1895, S. XXXIII u. 92ff.
• Reske, 2007, S. 78ff.
• Steinmann, Martin. - Johannes Oporinus - ein Basler Buchdrucker um die Mitte des 16.
Jahrhunderts (Diss. 1966). In: Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft ; Bd. 105 (1967)
• Steinmann, Martin. - Aus dem Briefwechsel des Basler Druckers Johannes Oporinus. In: Basler
Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde ; Bd. 69 (1969), S. 102-203
• Wolkenhauer, 2002, S. 384ff.