Johann Rudolf Thurneysen I (16.12.1688-19.11.1755)

(Drucke bis 1739 siehe Gebrüder Thurneysen)

Biographie: Sohn des Johann (Hans) Jacob (1659-1734) u. der Maria Salome König (1662-1742). 1703 stud. phil. an der Univ. Basel; lernte gleichzeitig bei seinem Grossvater mütterlicherseits, Emanuel König II, das Drucken und den Buchhandel. Ging nach dessen Tod ab Ostern 1707 zur Weiterbildung zunächst nach Frankfurt a.M., dann zu Thomas Fritsch in Leipzig und zu Gerhard Wettstein in Amsterdam. Kam 1710 (Germann; lt. eigener Aussage allerdings am 4.10.1709) nach Basel zurück und übernahm mit seinem Bruder Emanuel die grossväterliche Buchdruckerei (durch Kauf der Anteile von Onkel Emanuel König II u. Mutter Salome via Vater Johann Jakob Thurneysen I); dies würde bedeuten, dass die Offizin während ca. zwei Jahren (der Grossvater war bereits 1707 verstorben) eher inaktiv war. Am 15.10.1725 Heirat mit Elisabeth Winkelblech (1705-1759); mit ihr eine Tochter u. ein Sohn. Am 16.11.1735 Wahl in den Grossen Rat und zum Sechser der Schmiedenzunft. Ab 1742 auch als Bandfabrikant (Firmenanteil seiner Frau) tätig. Nach der Aufteilung der Firma "Gebrüder Thurneysen" ging seine Drucktätigkeit dafür merklich zurück. (Der bisher letzte bekannte Druck erschien 1752.)

Anmerkung: Die Brüder Emanuel I (1687-1739) und Johann Rudolf Thurneysen I (1688-1755) führten bis zum Tod Emanuels die Druckerei gemeinsam. Lt. BBK alt fand 1740 (wohl eher etwas später; s. unten) eine Geschäftstrennung statt: 1) Die eine Hälfte übernahm Elisabeth, geb. Märkt (16XX-1759), die Witwe Emanuels, mit ihrem - damals minderjährigen - Sohn Johann Jakob II (1723-1787); Letzterer führte die Druckerei des Vaters nach Erreichen der Volljährigkeit zunächst als Johann Jakob, Sohn des Emanuel, dann unter dem Namen "Emanuel Thurneysen" weiter. 2) Emanuels Bruder Johann Rudolf führte nach dessen Tod eine eigene Druckerei unter seinem Namen (Quelle: BBK, ergänzt nach Paisey u. Lebenslauf). Die Angaben in den Drucken lassen allerdings eher vermuten, dass Johann Rudolf und seine Schwägerin bzw. sein Neffe erst ab Sommer/Herbst 1742 (evtl. auch erst ab 1743) getrennte Wege gingen, während sich Elisabeth mutmasslich 1743 od. 1744 aus der gemeinsamen Offizin mit ihrem Sohn zurückzog. (Der erste von Johann Rudolf allein firmierte Druck stammt von 1742, während 1743 zusätzlich Drucke mit der Firmierung "Typis Thurnisianis" auftauchen.) Es ist jedenfalls vorerst davon auszugehen, dass Johann Rudolf und die Erben Emanuels zwischen 1739 u. 1742 noch eine gemeinsame Offizin unter der bisherigen Bezeichnung betrieben.
Nachtrag: Lt. Germann endete die Sozietät tatsächlich erst vier Jahre nach dem Tod Emanuels (Eintrag im Ragionenbuch vom 1.4.1743). Elisabeth verkaufte ihren Anteil postwendend (Verkaufsurkunde vom 2.4.1743) an ihren Sohn Johann Jakob II.
(Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Anm. d. Red.)

Wirkungszeit: 1739 (1742)-1755

Standort(e) der Offizin: Bisher nicht bekannt

Motto: Vita sine litteris mors est

Vorgänger: Gebrüder Thurneysen

Nachfolger: Johann Jakob Thurneysen III (alias Johann Rudolf Sohn)

Kooperationen: 1739-1742 mit Emanuel Thurneysen I Erben (unter der Bezeichnung "Gebrüder Thurneysen"!) sowie 1743 mit Coignard & Guérin (Paris)

Programmschwerpunkte:  Gelegenheitsschriften (Leichenpredigten u. Dissertationen), christliche Erbauungsschriften


Literatur:
• Basler Matrikel, Bd. 4, S. 339 (Nr. 1978)
• Germann, Martin. - Johann Jakob Thurneysen der Jüngere 1754-1803 : Verleger, Buchdrucker und
   Buchhändler in Basel. In: Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft ; Bd. 128 - Basel ; Stuttgart
   : Verlag von Helbing&Lichtenhahn, 1973
• Leichenpredigt vom 23.11.1755
• Paisey,  1988, S. 263